Im Frühjahr, wenn die Waldameisen aus ihrem Winterschlaf erwachen, sonnen
sich alle, inklusive der Königin, am Tageslicht, um Wärme zu tanken. Wenige
Tage später beginnt die Königin damit, Eier zu legen. Als erstes legt sie
Geschlechtstiere.
Während die Brutpflegerinnen sich um die Eier und Larven der Geschlechtstiere kümmern,
werden von den Nestbauerinnen die Gänge, Kammern und die Kuppel instandgesetzt.
Ab Mitte April füllen sich die Kammern mit Eiern, die zu Arbeiterinnen
herangezogen werden.
Die Brutpflegerinnen tragen die Eier immer an den Ort, wo die optimale
Temperatur vorherrscht. Die Entwicklung der Eier dauert zwischen 1 bis 4 Wochen,
bei der Roten Waldameise ca. 2 Wochen. Dann schlüpfen die Larven aus ihren
Eiern.
Die Ameisenlarven sind voll auf die Hilfe der Brutpflegerinnen angewiesen. Diese
füttern sie, reinigen sie, und sie werden von ihnen wiederum an die optimale
Temperatur transportiert. Wegen der guten Betreuung wachsen die Larven sehr
schnell. In 8 Tagen verpuppen sie sich.
Nest
der Schwarzbraunen Wegameise unter einem Terrassenstein.
Die Puppenruhe dauert bei den Waldameisen rund 14 Tage. Auch die Puppenkokons
werden von den Brutpflegerinnen an den günstigsten Standort transportiert und
gereinigt.
Sobald im Kokon die Ameise geschlüpft ist, hilft ihr wieder eine Brutpflegerin:
Sie hilft der schlüpfenden Ameise aus dem Kokon zu kommen, füttert und reinigt
sie noch einige Tage lang und reiht sie dann in den Arbeitsprozess ein.
Nach den genannten Entwicklungszeiten von Ei, Larve und Puppe (14, 8, 14
Tage) verlassen somit anfangs Mai die Geschlechtstiere die Puppenkokons
und bereiten sich auf den Hochzeitsflug vor.
Der Hochzeitsflug ist ein grosses Ereignis für die Ameisen. Im ganzen Nest
herrscht Unruhe, und wenn sich ein Geschlechtstier zu weit vom Nest entfernt,
wird es von einer Arbeiterin wieder zurückgeholt. Der Drang, auf hohe Punkte
wie Grashalme, Sträucher u.a. zu klettern wächst, bis sie sich, wie auf
Kommando, alle gleichzeitig in die Lüfte erheben.
Nicht nur die vom einen Nest erheben sich gleichzeitig in die Lüfte, nein, alle
Ameisen in der ganzen Gegend tun dies. Man nimmt an, dass dies durch einen
bestimmten Sonnenstand und ein bestimmtes Wetter koordiniert wird.
Die Vereinigung der Geschlechtstiere einer Ameisenart aus der ganzen Gegend hat
den Sinn, dass Inzucht vermieden wird.
Nach dem Hochzeitsflug sterben die Männchen. Die befruchteten Jungköniginnen
streifen ihre Flügel ab und suchen einen geeigneten Standort, um einen neuen
Staat zu gründen (siehe 2.1)
Im alten Waldameisenstaat kehrt wieder Ruhe ein, und es konzentrieren sich alle
darauf, Arbeiterinnen heranzuziehen und auszubilden.
Im August beendet die Königin die Eiablage. Die frisch geschlüpften
Arbeiterinnen werden zu Speichertieren herangefüttert.
Von nun an werden die Aktivitäten immer schwächer. Im Laufe des Oktobers
verlagert sich die Bevölkerung in tiefere Nestregionen. Dort fällt der ganze
Staat, inklusive der Königin, in den Winterschlaf.
Nest
der Grossen Roten Waldameise am Waldrand