Die meisten Ameisenarten leben in Höhlen, die sie aus natürlichen
Materialien herausarbeiten. Man findet Ameisennester im Erdboden, in Holz, unter
Steinen, in Rinden und Flechten, zwischen Fels- und Mauerspalten, in hohlen
Pflanzenstengeln oder sogar in leeren Schneckenhäusern. Und oft wechselt das
bei derselben Ameisenart von Volk zu Volk. Diese Anpassungsfähigkeit macht die
Ameise zu einer besonders starken Tiergruppe.
Ich möchte hier fünf Nesttypen unserer einheimischen Ameisen aufzeigen:
- drei Formen von Erdnestern
- Kartonnester
- Holznester
Erdnester unter Steinen
Viele Gattungen und Arten machen von flachen Steinen Gebrauch. Das bedeutet für
sie Wärme und Schutz. Wenn man eine Steinplatte im Garten hochhebt, entdeckt
man ein Gangsystem mit vielen Kammern, in denen sich Eier, Larven, Puppen und
Ameisen befinden. Kaum hat man die Platte aufgehoben, beginnen die Ameisen ihre
Brut in Sicherheit zu bringen.
Erdnester
mit Erdkuppeln
Unsere häufigsten Erdkuppelbauer sind die Schwarzbraune Wegameise (Lasius
niger) und die Gelbe Wiesenameise (Lasius flavus), welche beide ein
„oberirdisches Heizkissen" in Form einer Erdkuppel bauen. Sie
konstruieren einen Hügel um Gräser und Kräuter herum, damit diese als Stützpfeiler
dienen und der Kuppel Halt geben.
Erdnester mit Streukuppel
Die Ameisenhaufen, welche von der Waldameise erbaut werden, sind die noch
besseren Wärmespeicher.
Die Nestbauerinnen der Waldameisen bauen meist das Nest um einen Baumstumpf
herum, der den Halt gibt. In der Innenschicht aus grobem Pflanzenmaterial sind
die Brutkammern. Der Mantel, der aus kleinen, dichtgepackten Pflanzenteilen
besteht, schützt das Nest vor Kälte und Regen, und verhindert, dass Wärme und
Feuchtigkeit das Nest verlassen.
Die Waldameisen haben aber mit ihren Streukuppeln ein Verpilzungsproblem, das
sie aber meisterhaft lösen:
Die Nestbauerinnen schichten die obersten Lagen des Hügels rhythmisch um,
wodurch sich im Nest kein Pilz entwickeln kann.
Das hat man mit einem Versuch festgestellt, indem man einen Teil des Nestes mit
Farbe besprühte. Nach einigen Tagen war die Farbe verschwunden. Etwa vier
Wochen später kam die Farbe an einer anderen Stelle wieder zum Vorschein.
Kartonnester
Die Kartonnestameise (Lasius fuliginosus) erstellt in hohlen Bäumen und
anderen holzumgebenen Hohlräumen ihr Nest, indem sie sich das Nest mit
Holzfasern und Speichel leimt. Um das Nest stabiler zu machen, vermischt die
Ameise Zuckersaft der Blattläuse mit dem Leim, was einen Pilz dazu veranlasst,
das Kartonnest zu verflechten und somit zu festigen.
Holznester
Diese Nester findet man in noch lebenden Bäumen. Die Ameisen
„schneiden" sich mit ihren Mandibeln (ihrem scharfen Mundwerkzeug) ein
Gangsystem, lassen jedoch dem Baum soviel Wasser- und Nährstoffleitungen
stehen, dass der Baum noch leben kann. Man erkennt an den Bäumen nichts von
diesen Nestern, da die Ameisen durch die Wurzeln in das Baumstamminnere
gelangen.