Kastenbildung
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Quellenangabe
Zusammenfassung

 

Wie ist es nun aber möglich, dass alle drei Kasten aus völlig gleich aussehenden Eiern schlüpfen?

 
Beim Hochzeitsflug empfängt die Königin viele Millionen Samenzellen, die sie in der Samenblase aufbewahrt. Der Vorrat muss für das ganze Leben der Königin reichen, und das können mehr als 20 Jahre sein.
Die Königin kann, wenn sie Eier ablegt, wählen, ob daraus eine Arbeiterin oder ein Männchen werden soll. Dies tut sie, indem sie das Ei auf dem Weg durch den Eileiter mit einer Samenspritze mit Samen bespritzt oder nicht.
Wenn sie das Ei mit Samen bespritzt, also befruchtet, gibt es eine weibliche Larve, wenn nicht, eine männliche. So hat es also die Königin in der Hand, ob es ein Männchen oder ein Weibchen wird. Doch wie entstehen die zwei verschiedenen weiblichen Kasten?

Wir wollen die Verhältnisse bei den Schuppenameisen und den Knotenameisen betrachten.
Bei unserer Kleinen Roten Waldameise (Schuppenameise) spielen die Brutpflegerinnen eine grosse Rolle. Wenn sie den Larven normale Kropfnahrung geben, entstehen Arbeiterinnen. Wenn sie den Larven jedoch Nahrung aus einer speziellen Drüse verabreichen, gibt es Königinnen. Dazu kommen aber noch zwei weitere Bedingungen, für die Entstehung einer Jungkönigin: Die Entfernung zur „Königinmutter" und der besondere Eityp.
Wenn die Königin zu nahe an den Larven ist, gibt es nur Arbeiterinnen. Man erklärt sich das damit, dass ein Duftstoff von der Königin ausströmt, der die Arbeiterinnen veranlasst normale Kropfnahrung zu verfüttern.  Wenn die Brutpflegerinnen zu weit weg sind, erreicht sie dieser Duft nicht mehr und sie verfüttern das sogenannte Königin-Gelee.

Wie gesagt, auch der Ei-Typ nimmt Einfluss auf die Kastenbildung: Die ersten Eier, die die Königin im Frühjahr nach dem Winterschlaf legt, sind grösser als die normalen Eier, und sie enthalten ein besonderes Eiweiss (Polplasma).

Durch diese drei Faktoren ist die Entstehung von jungen Königinnen abgesichert. Durch Ei-Typ, Abwesenheit der Königin von den Junglarven und die Larvenfütterung mit Königin-Gelee.
 

Bei der Knotenameise gibt es keine Fütterung mit Königin-Gelee. Hier spielen vier Faktoren, von denen zwei gleich sind wie bei den Schuppenameisen, eine Rolle.

- Abwesenheit der Königin
- Ei-Typ (grosse Erstlingseier)
- Überwinterung der Larven
- Weiterfütterung im Frühjahr

Die Überwinterung von Larven ist normalerweise bei den Ameisen nicht möglich, da die Entwicklung zu schnell verläuft. Die Königin legt nur so lange Eier, wie auch noch Ameisen schlüpfen können.
Die Brutpflegerinnen füttern nun aber einen Teil der Larven mit einer besonderen Nahrung, die die Entwicklung der Larve verzögert. Dadurch wachsen sie so langsam, dass sie sich vor dem Winterschlaf nicht verpuppen können.

Im Frühjahr füttern die Brutpflegerinnen nur noch so viele dieser überwinterten Larven, wie es der Staat benötigt. Den Rest lassen sie hungern und zwicken sie sogar mit ihren Mandibeln, damit die sich schnell verpuppen und zu normalen Arbeiterinnen werden.